In der Immobilienbranche trifft man selten auf Persönlichkeiten, die so konsequent querdenken und gleichzeitig Brücken bauen. Gilbert Langner-Schibranji hat als ehemaliger CMO von Brickwise nicht nur digitale Innovationen in der Branche mitgeprägt, sondern mit dem Immo Lunch Club auch eine Plattform geschaffen, die Menschen auf Augenhöhe zusammenbringt - ganz ohne Sales-Pitch oder Visitenkartenzwang. Im Interview spricht er über mutige Schritte, nachhaltige Markenführung und warum gute Gespräche oft beim Mittagessen beginnen.
Gilbert, du hast einen spannenden Weg hinter dir - vom CMO bei Brickwise bis hin zum Gründer des Immo Lunch Club. Was hat dich ursprünglich in die Immobilienbranche gezogen?
Der Schritt in die Immobilienbranche war für mich tatsächlich ein Sprung ins kalte Wasser, aber einer, den ich nicht bereue. Brickwise war ein wirklich spannendes Konzept und das Team dahinter einfach großartig. Es gab zwar von Anfang an einige Herausforderungen, die das Start-up-Leben ziemlich anspruchsvoll gemacht haben, aber diese Zeit möchte ich keinesfalls missen – sie hat mich persönlich und beruflich enorm geprägt.
In meinen 15 Jahren in der Werbeagentur-Welt habe ich alles gesehen: Von Pharma über Bier bis hin zu Versicherungen und Automotive, doch Immobilien waren nie dabei. Die Branche wirkte für mich immer wie eine abgekapselte Welt. Ich wollte aber mehr darüber erfahren und mich mit Leuten aus dem Bereich vernetzen. Dann bin ich auf FORE gestoßen, ein tolles Netzwerk für junge Leute und Quereinsteiger:innen – das war ein guter Start, aber es hat mir nicht gereicht. So entstand die Idee zum IMMO LUNCH CLUB: Ein Format, mit dem man in entspannter Runde wirklich ins Gespräch kommt und neue Kontakte knüpfen kann.
Viele kennen dich aus dem Marketing - wie kam es zur Kombination aus Markenstrategie und Immobilien? Gab es da einen Schlüsselmoment?
Nun, was im Marketing heute meistens fehlt, ist eine gute Strategie. Viele setzen heute auf schnelle Aufmerksamkeit, witzige, clickbaitige und vermehrt leider auch ragebaitige Werbung – aber das allein bringt langfristig wenig Substanz für eine Marke. Marken mit echtem, dauerhaftem Wert aufzubauen, ist anspruchsvoll und braucht neben Kreativität auch Ausdauer und Mut, egal in welcher Branche.
Für mich war das eigentlich immer der spannendste Teil an der Arbeit, gerade dieses strategische Denken im Hintergrund – nicht nur einzelne Kampagnen umsetzen, sondern wirklich den Grundstein für den nachhaltigen Erfolg der Marke legen. Schlüsselmomente gab es dabei viele, aber am Ende zählt für mich immer: Strategie ist harte Arbeit, macht mir aber in jedem Kontext Spaß, ob bei Immobilien oder woanders, solange es anspruchsvoll bleibt.
Du hast den Immo Lunch Club gegründet - was genau steckt hinter dem Konzept und wie kam die Idee zustande?
Der IMMO LUNCH CLUB ist eine offene Community-Plattform, die Menschen aus der Immobilienbranche in ungezwungener Atmosphäre zusammenbringt. Im Mittelpunkt stehen Networking und echter Austausch ohne Verkaufsdruck, Hierarchien oder klassische Veranstaltungsformate. Das Ziel ist, dass sich Interessierte, Quereinsteiger:innen und erfahrene Profis bei gemeinsamen Mittagessen, gerne auch beim Kaffee oder Afterwork auf Augenhöhe kennenlernen, voneinander lernen und neue Impulse bekommen.
Die Idee dazu entstand aus dem Wunsch heraus, Netzwerken persönlicher und entspannter zu gestalten. Nach ersten Erfahrungen bei anderen Immobiliennetzwerken wurde schnell klar: Es fehlt oft der informelle Rahmen, in dem wirklich ehrliche Gespräche und echte Verbindungen möglich sind. Beim IMMO LUNCH CLUB setzen wir ganz bewusst auf Offenheit und das unkomplizierte Miteinander -das kommt super an, weil jede:r so sein kann, wie er oder sie ist.
Was unterscheidet den Immo Lunch Club von anderen Networking-Formaten in der Branche?
Das Problem kennt wohl jeder: Man kommt auf eine Veranstaltung, kennt vielleicht ein paar Leute und spricht meistens mit denen, die man ohnehin schon kennt. Wenn man neue Personen kennenlernen will, bleibt es oft bei Smalltalk und oberflächlichen Gesprächen. Beim IMMO LUNCH CLUB nimmt man sich bewusst eine Stunde oder mehr, um eine Spur mehr über die Arbeit des Gegenübers zu erfahren und mehr Austausch zu ermöglichen. So entsteht eine große Möglichkeit, sich wirklich zu vernetzen und gemeinsame Chancen zu erkunden.
Welchen Mehrwert nimmst du persönlich aus den Treffen mit? Gibt es ein Learning, das dich zuletzt besonders überrascht hat?
Die Vielfalt der unterschiedlichen Jobs. Jeder Lunch ist einzigartig, weil ich regelmäßig mit ganz unterschiedlichen Leuten zusammenkomme – von jemandem, der Labore ausstattet, über eine Person, die einen großen Immobilienfonds managt, bis hin zur Geschäftsführung einer großen Maklerfirma. Die vielen Sparten innerhalb der Immobilienbranche und die dadurch sehr unterschiedlichen Hintergründe der Personen sowie deren Perspektiven bereichern den Austausch enorm. Zudem sind über 80 % unserer Mitglieder Führungskräfte, was natürlich auch äußerst interessante Geschichten und wertvolle Einblicke mit sich bringt.
Was würdest du deinem „Ich von vor 10 Jahren“ mit auf den Weg geben – speziell im Hinblick auf Karriere und Branchenwechsel?
Es fühlt sich für mich heute gar nicht so sehr wie ein Branchenwechsel an. Gerade der Bereich, in dem ich jetzt in der Immobilienbranche arbeite, ist ja weiterhin von Kommunikation und Strategie geprägt. Für mich ist das eher eine Evolution als eine Revolution – und genau so möchte ich es auch weitermachen. Ständig neue Dinge lernen und Impulse aus anderen Branchen oder der eigenen Erfahrung mit einbinden. Neugierig zu bleiben und vor allem, sich mit guten, motivierten Menschen zu umgeben, die respektvoll und klug sind, ist für mich das Allerwichtigste. Ich bin sehr dankbar, dass ich bis heute in sensationellen Teams arbeiten und wunderbare Menschen kennenlernen durfte.
Du hast sowohl in Start-ups als auch in etablierten Unternehmen gearbeitet – wo liegen für dich die größten Unterschiede in Bezug auf Entscheidungsfreude, Kreativität und Geschwindigkeit?
Das größte Unternehmen, in dem ich tätig war, sind die Regionalmedien Austria, mit rund 800 Mitarbeiter:innen in ganz Österreich verteilt. Trotz der Größe war das Unternehmen weder weniger kreativ noch langsamer oder entscheidungsscheuer. Gerade die Medienbranche steckt in einem gewaltigen Wandel, und ich hatte das Glück, mit zwei Vorstandsvorsitzenden zu arbeiten, die diese Dringlichkeit verstanden haben. Sie haben nicht abgewartet oder nur gehofft, sondern mit mir unendlich viele Szenarien durchdacht, anspruchsvolle Strategien entwickelt und intensive Prozesse gestaltet, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen. Rückblickend haben wir in knapp drei Jahren unglaublich viel geschafft.
Du hast sowohl in Start-ups als auch in etablierten Unternehmen gearbeitet – wo liegen für dich die größten Unterschiede in Bezug auf Entscheidungsfreude, Kreativität und Geschwindigkeit?
Das größte Unternehmen, in dem ich tätig war, sind die Regionalmedien Austria, mit rund 800 Mitarbeiter:innen in ganz Österreich verteilt. Trotz der Größe war das Unternehmen weder weniger kreativ noch langsamer oder entscheidungsscheuer. Gerade die Medienbranche steckt in einem gewaltigen Wandel, und ich hatte das Glück, mit zwei Vorstandsvorsitzenden zu arbeiten, die diese Dringlichkeit verstanden haben. Sie haben nicht abgewartet oder nur gehofft, sondern mit mir unendlich viele Szenarien durchdacht, anspruchsvolle Strategien entwickelt und intensive Prozesse gestaltet, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen. Rückblickend haben wir in knapp drei Jahren unglaublich viel geschafft.
Was ich im Start-up erlebt habe und sonst nirgendwo in dieser Form, war, dass das gesamte Team komplett digital versiert war. Es war für uns beispielsweise auch ganz normal, neue Mitarbeiter:innen nicht nur aus Wien einzustellen, sondern auch aus Ländern wie Georgien, Spanien oder dem Iran. Da alles nativ digital organisiert war, konnten wir problemlos über Zeitzonen hinweg zusammenarbeiten – völlig unabhängig von einem festen Büro, verbunden allein durch die gemeinsame Motivation. Das hat richtig Spaß gemacht.
Was können Immobilienunternehmen heute vom modernen Markenaufbau lernen – und wo siehst du den größten Nachholbedarf?
Einerseits erfährt man bei Marken, die am Immobilienmarkt agieren, oft erst durch Gespräche, Hintergründe oder Anekdoten rund um den Gründer, die Geschäftsführerin oder andere Personen, was das eine oder andere Unternehmen einzigartig macht. In vielen Fällen spiegeln Immobilienmarken die Persönlichkeit und den Lebensweg der Menschen wider, die sie führen oder gegründet haben. Für jemanden, der sich aber nicht groß mit der Branche beschäftigt, ist es schwierig herauszufinden, warum jetzt Immobiliendienstleister A besser oder anders ist, als Dienstleister B. Hier gibt es noch sehr viel Potenzial, denn viele Unternehmen in der Branche haben unterschiedlichste Stakeholder und Partner:innen. Ein klares Narrativ, das zu all diesen Partnern und Stakeholdern kommuniziert wird, ist allerdings nicht einfach zu entwickeln.
Andererseits gibt es im Storytelling noch Nachholbedarf. Es gibt Neubauprojekte mit ganz wunderbaren Stories, doch sobald die Wohnungen oder Flächen vermietet oder verkauft sind, erzählt diese Stories meistens niemand mehr weiter. Dabei steigt der Wert eines Gebäudes nachweislich mit dessen Story. In diesem Bereich liegen noch viele ungenutzte Möglichkeiten.
Wohin soll sich der Immo Lunch Club in den nächsten 5 Jahren entwickeln? Gibt es Pläne über Wien hinaus?
Für die nächsten 5 Jahre sind erstmal keine Expansionen in andere Städte geplant. Der IMMO LUNCH CLUB Wien hat mittlerweile über 200 Mitglieder, was bedeutet, dass über die nächsten 8 Jahre hinweg noch viele neue, spannende Persönlichkeiten kennengelernt werden können. Nach einem Jahr ist das schon ein sehr guter Start! Und ich hoffe natürlich darauf, dass noch viele weitere interessante Menschen dem Club beitreten werden.
Wir bedanken uns für die sympathischen und spannenden Insights und wünschen dir weiterhin viel Erfolg.
Steckbrief: Persönliche Fragen an Gilbert
Wo und wie tankst du Energie?
Beim Spazieren im Wald mit meiner Frau und meinem Hund.
Lieblingspodcast?
Es gibt nur einen Podcast, der richtig real ist: “Fest & Flauschig” 🙂 und bzgl. Immobilien, der “FSM Immo-Podcast”.
Private Anlage – Aktien vs. Betongold?
ETFs, Sparpläne und kleine Wohnungen, vielleicht eine ungewöhnliche Meinung: Finger weg von Krypto (schon allein aus ökologischer Sicht).
Welche App ist für dich unverzichtbar?
Erst neulich entdeckt und für extrem hilfreich empfunden: die “Maßband”-App am iPhone.
Welchen Beruf hättest du, wenn es die Immobilienbranche nicht mehr geben würde?
Marketingberatung, für andere Branchen 😀